Steinkirchen am 16.7.2010, 2. Rock Up Festival - Review von Ralf Schünemann
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Kurzfristig gab es für den 16. Juli 2010 einen Auftritt von JANE feat. Werner Nadolny in Steinkirchen. Dieser war geplant im Rahmen eines Stadtfestes am Elbufer. JANE war dort als besonderes Highlight der mehrere Tage dauernden Veranstaltung eingeladen.
Wegen der knappen Vorlaufzeit wurden kurzerhand an den drei Tagen vor dem Auftritt Übungstage in Hannover festgelegt. Hier wurden alle geplanten Songs bis ins Detail geprobt und geschliffen, was bei den extremen Sommer-Temperaturen nicht immer ganz einfach war. Wie ich am Mittwoch selbst miterlebte, herrschte dort bei Backofen-Flair eine besonders herzliche Stimmung untereinander. Der eine profitierte gerne von den Hinweisen des anderen und umgekehrt. Beste Voraussetzungen also, um sich als Band zu bewähren. Geprobt wurden während meiner Anwesenheit gerade die Songs „Heartbeat“ und „Borrowed Time“. Beide sehr intensiv bis ins Detail.
Am Freitag schließlich, nach 3 Tagen harter Arbeit, war es so weit. In der Hitze der Mittagszeit wurde das komplette Bühnen-Material in einen Transporter und Anhänger verstaut. Sehr schweißtreibend. Aber alle fassten mit an und so klappte es zügig.
Als wir bei unserem Soundmixer Alex in Hannover auf den Betriebshof fuhren, weckte uns im Auto ein lautes Geräusch, das offenbar durch einen Container „mit zu großen Ausmaßen“ verursacht wurde... Nach kurzem Erfassen der Situation tat das der guten Stimmung aber keinen Abbruch. Genau betrachtet war es sogar förderlich, denn wer den Schaden hat… :-)))
Die Fahrt nach Steinkirchen verlief spontan über Land, denn es musste ein etwa 30 km langer Autobahnstau umfahren werden. Eine kluge Entscheidung von unserem Fahrer, denn so erreichten wir Steinkirchen autobahnfrei und bei guter Stimmung, nur etwa 20 Minuten später als eingeplant war. Immer noch gut in der Zeit. Keiner ließ sich aus der Ruhe bringen...
Die Begrüßung durch den Veranstalter in Steinkirchen war überaus nett und herzlich. Er hatte auch gleich einen speziellen Song-Wunsch, ohne den er JANE sonst nicht von der Bühne lassen würde. Zum Glück war dieser Song im Set vorgesehen... :-) Alles war gut organisiert und man freute sich spürbar über unsere Ankunft. Bogie, der direkt aus Hamburg kam, erwartete uns schon.
Nach einem kühlen Getränk, das uns auf charmante Weise präsentiert wurde, und nach kurzer Peilung der Lage ging es ans auspacken und aufbauen. Unser Roadie Mischa hatte alles fest im Griff, Dete achtete auf die Bühnen-Organisation und Alex bereitete an seinem Mischpult alles vor für einen guten Sound. Obwohl sich an Werners Keyboard die Stromversorgung teilweise verabschiedete, klappte der Aufbau schnell und es konnte improvisiert werden. Der gleich folgende Soundcheck verlief gut. Die bereits anwesenden Zuhörer und Passanten applaudierten begeistert.
Im freigehaltenen Jugendzentrum wurde nach einer kurzen Erfrischungspause der Schweiß abgewaschen und das Bühnen-Outfit angelegt. Mit Kaffee & Co. wurde es dort noch einmal richtig gemütlich. Fast hätten die dort stehenden „Kicker“-Tische für eine weitere Verspätung gesorgt... Aber nun ging es zum Ort des Geschehens zurück. Auf dem kurzen Fußweg am Deich entlang wurden noch letzte Absprachen zum Programmablauf getroffen. Es war etwas später geworden wie geplant, was das sympathische Publikum aber offenbar nicht störte.
Umjubelt und mit spannungsvoller Erwartung begann der Auftritt mit All My Friends. Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie der Sänger im letzten Moment scheinbar aus dem Nichts zu seinem Gesangseinsatz auftaucht. Ein weiterer interessanter und gut gespielter Titel folgte mit Lady, bevor es mit Space Waters den ersten beeindruckenden neuen Song gab. Immer wieder ist gerade dieses sanfte Stück ein besonderes Klangerlebnis. Mit dem ebenfalls neuen Titel Borrowed Time wurde es schließlich „hard ‚n’ heavy“. Aber das „JANE-typische“ fehlte deshalb keineswegs bei diesem Song.
Ebenfalls tolles „JANE-Feeling“ folgte sofort mit Way To Paradise und mündete in den Klassiker Daytime. Fire, Water Earth & Air setzte das beeindruckende Ende unter den ersten Teil der Darbietung.
Drei Tage harte Probe, heute noch Wagen beladen und die lange Fahrt bei hohen Temperaturen – nichts schien diese tolle Truppe in irgend einer Weise beeinträchtigt zu haben. Das Gegenteil war der Fall. Sie sprühten vor Energie.
In der Pause zwischen den Sets ging es lustig und familiär zu. Die JANE- Members mischten sich ins Publikum und redeten mit Besuchern und Freunden. Fast vergaßen sie, wieder auf die Bühne zu steigen... :-)
Bereits während des Auftrittes und auch jetzt kamen viele zum Verkaufsstand und outeten sich als „alte“ JANE-Fans oder regelrechte JANE-Fachleute. Sie zeigten besonderes Interesse an älteren Produktionen, aber im Laufe des Konzertes mehr und mehr auch an der aktuellen Formation, die ihnen offenbar gut zusagte. Einige Fans machten von der seltenen Möglichkeit Gebrauch, die Musiker persönlich anzusprechen und zu fragen, was sie schon immer mal von und über JANE wissen wollten. Die „Jungs“ gaben gerne Auskunft.
Teil 2 der Darbietung begann beeindruckend mit Nebeleffekten, was die gesamte Bühne in einen leuchtend grauen Dampf hüllte. Nur der Kerzenleuchter schimmerte schwach durch. Fast so, als ob es brennt. Mit dem Verziehen der Schwaden kam alles mehr und mehr zur Geltung. Allmählich tauchten schemenhaft zunächst Werner Nadolny, dann die weiter hinten stehenden Musiker ins Blickfeld. Alles wirkte bedächtig und geheimnisvoll, passend zur Musik von True Romance.
Der Übergang zu Heartbeat / Better For You setzte noch einen weiteren, rockigen Akzent obendrauf. Denn „Mitrocken“ war nun angesagt zum beeindruckenden „Herzschlag-Rhythmus“. Kraftvoll setzte Torstens Gesang ein und erfüllte akustisch den schönen Platz am Elbufer. Out In The Rain überzeugte ebenfalls. Und eine weitere Steigerung folgte. Mit Windows / Spain / Love Your Live wurden alte JANE-Zeiten lebendig. Unglaublich. Es war der typische JANE-Sound, aber live 2010… Jeder Musiker gab nun alles und sie wurden eins mit der Musik. Niemand unter den Zuhörern registrierte, dass alleine mit diesem Mini-Medley etwa 15 Minuten am Stück vergangen waren. Es hatte doch gefühlsmäßig gerade erst angefangen...
Jetzt kündigte Werner etwas besonderes an, einen Song von Uriah Heep aus den musikalisch wertvollen 70er Jahren, mit dem Titel Circle Of Hands. Hier war der Sänger Torsten Ilg spürbar in seinem Element, singt er dieses bombastische Stück doch schon seit Jahren mit der gleichnamigen (weltbesten) Uriah Heep-Coverband in überzeugender Weise. Hier gab es nun eine JANE-Version dieses Songs. Gänsehaut setzte ein. Es gab heftigen Applaus. Danach wird mit Hangman der letzte Song des Abends angekündigt. Freude über den Song beim Publikum, aber auch Enttäuschung in den Gesichtern, weil es schon zu ende ist. Mit Begeisterung wird dieses tolle, rockige JANE-Werk aufgenommen.
Kräftiger Applaus und Zugaberufe holten JANE auf die Bühne zurück. Rolf bedankte sich beim hervorragenden Publikum und kündigte an, dass es unter diesen Umständen noch mehr zu hören gibt. So gab es viel umjubelt noch Back Again und schließlich So So Long, was von Torsten gleichzeitig als Song und Abschiedsgruß angesagt wurde.
Wieder gab es großen Applaus und JANE ließ die Möglichkeit offen, bald wieder mal in Steinkirchen zu sein. Das wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen.
JANE feat. Werner Nadolny, das sind:
Werner Nadolny (Keyboards, Sax, Backing Vocals)
Dete Klamann (Guitars, Backing Vocals)
Torsten Ilg (Vocals)
Doctor Bogarth (Piano, Keyboards)
Rolf Vatteroth (Bass, Vocals)
Sven Petersen (Drums)
Sie alle machten heute einen guten Job und sind, deutlich erkennbar, weiter zusammen gewachsen.
Die sehr gute Fürsorge und Organisation des Veranstalters zeigte sich auch nach dem Auftritt. Nun war erst mal Zeit, bei einem kühlen Getränk in entspannter Atmosphäre auszuruhen. Die Musiker waren auch jetzt wieder zu Gesprächen bereit. Nach dieser kurzen Entspannungsphase folgte der Bühnenabbau, der flott von der Hand ging. Alles hatte seinen festen Platz und wurde sicher verstaut. Der Bus und Anhänger wurden vorgefahren und beladen. Irgendwann gegen 2 Uhr ging es zurück. Dete war immer noch total vital und fuhr uns sicher durch die Nacht, dem frühen Sonnenaufgang entgegen.
Abmischungsexperte Alex wurde als erster mit seinen wertvollen Geräten zurück gebracht (diesmal ganz ohne Containerkontakt…:-) Mit der Dämmerung erreichten wir etwa gegen 4.30 Uhr den Proberaum in Hannover. Dort wurde alles wieder gemeinsam verstaut. Mein Dank an Rolf, der mich anschließend bis nach Hause fuhr.
Während wir alle direkt oder indirekt auf dem Heimweg waren, hatte Dete noch den Leihwagen zu reinigen und eine Bestandsaufnahme des „Container“-Schadens vorzunehmen, um das Fahrzeug dann ordnungsgemäß zu übergeben... :-). Unglaublich, welche Energie in diesem Mann steckt. Ich frage mich, was wäre JANE feat. Werner Nadolny ohne Dete Klamann...?
Ralf Schünemann, 21.07.2010
Setlist
1. All My Friends
2. Lady
3. Space Waters
4. Borrowed Time
5. Way To Paradise
6. Daytime
7. Fire, Water Earth & Air
PAUSE
8. True Romance
9. Heartbeat/Better For You
10. Out In The Rain
11. Windows / Spain / Love Your Live
12. Circle Of Hands
13. Hangman
12. Circle Of Hands
13. Hangman
Zugabe:
14. Back Again
15. So So Long
